Umfrage zur ambulanten Pflege
Verfasst:
Mi 08.11.2017, 20:32
von Medifox
Hallo liebe Community,
für eine wissenschaftliche Evaluation würde ich gerne die Mitglieder dieses Forums zu 2 Überpunkten befragen:
1. was für euch einen ambulanten Pflegedienst als Arbeitgeber attraktiv machen würde?
Bzw. was müsste euch dort geboten werden, damit ihr euch vorstellen könntet, dort zu arbeiten - respektive: was bietet euch ggf. euer aktueller Arbeitgeber, was ihr als essentiell erachtet?
2. welche Gegebenheiten machen die ambulante Pflege im Vergleich zur Arbeit an Kliniken, etc. als Arbeitsort unattraktiv?
Darf gern ein reines Brainstorming werden - freue mich über jegliche, verwertbare Aussagen & danke im Voraus für Eure Hilfe
Re: Umfrage zur ambulanten Pflege
Verfasst:
So 19.11.2017, 20:51
von Erfahrene
Hallo Medifox,
nach 18 Jahren in der ambulanten Pflege - und jetzt einem Wechsel zurück ins Krankenhaus - kann ich die Fragen für mich so beantworten:
Attraktiv ist an der ambulanten Pflege: selbständigeres Arbeiten als im KH; weniger Stress mit Ärzten, Kollegen,.... Direkter und meist langfristiger Bezug zum Patienten; Pflege auf "Augenhöhe" mit den Patienten (wir sind Gast in deren Zuhause, nicht der "Bestimmer")
Unattraktiv ist der sehr häufige Zeitdruck, die mobile Datenerfassung, die auf die Minute genau vorgibt, wann man wo zu sein hat, die daraus resultierende Hetze. Demzufolge ist ein Pflegedienst als Arbeitgeber dann attraktiv, wenn er entweder nur mit groben Zeitvorgaben arbeitet, oder aber, falls mit mobiler Zeiterfassung, Abweichungen zulässt und nicht stundenlang diskutiert oder gar - wie ich es erlebt habe - schriftlich begründen lässt. (Diese Begründung dauerte meist länger als die Abweichung und wurde natürlich NICHT als Arbeitszeit anerkannt.)
Ein guter Arbeitgeber erkennt ebenfalls den großen Bedarf an Austausch über das, was die einzelnen Kollegen auf ihren Touren erleben und bewältigen müssen, und bietet dafür Raum an (z.B. Ansprechbarkeit der PDL um die Mittagszeit, wenn die meisten Touren beendet werden, oder regelmäßige Teamsitzungen, die auch Zeit für den Austausch bieten, und nicht nur der Weitergabe von Informationen an die Mitarbeiter dienen.
Unattraktiv - und hierfür ist schwer eine Lösung zu finden - ist an der ambulanten Pflege definitiv der hohe Bedarf an Einspringen.
Während man im KH eine Schicht auch mal mit 3 statt 4 Pflegenden bewältigen kann, muss in der ambulanten Pflege JEDER Ausfall ersetzt werden. Wegen Stress und im Winter wegen ungünstiger Wetterbedingungen (aus der Kälte in überheizte Wohnungen und dann wieder in die Kälte, Auto wird nicht richtig warm auf den kurze Strecken, etc.) ist der Krankenstand üblicherweise hoch. Das bedeutet für die kleineren Pflegedienste, dass private Termine extrem oft abgesagt werden müssen, weil man einspringen muss. Im Dienstplan eingetragene freie Tage "schmelzen" dahin, ein verlässliches "Frei" gibt es nur im Urlaub.
Weiter unattraktiv: Niedrigeres Lohnniveau als im Krankenhaus, bei privaten Pflegediensten keine Tarifverträge und keine Zusatzversorgung, natürlich auch weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld. Umgekehrt heißt das natürlich, dass ein Pflegedienst anständig bezahlen sollte, wenn er Fachkräfte finden möchte.
Soweit erstmal. Keine Ahnung, ob das die Fragen trifft....es ist nicht zu erkennen, worauf es bei den Fragen letztlich geht!
Freundliche Grüße!
Re: Umfrage zur ambulanten Pflege
Verfasst:
Mi 13.12.2017, 18:00
von Lama12
Hallo,
ich habe mehrere Jahre in der ambulanten Pflege gearbeitet. Jetzt habe ich kleine Kinder, einen Mann der Vollzeit arbeitet.
Zur 1. Frage:
Der Arbeitgeber müsste mehr auf die Mütter "zuschneiden" - Sprich Arbeitszeiten anbieten, die auch Mütter leisten können, die ihre Kinder NICHT Vollzeit betreuen lassen und keine Oma/Opa vor Ort haben. Z.B. von 7:30 Uhr bis 12:30 Uhr. Wäre das nicht eine Entlastung der Vollzeit-Arbeitenden Kollegen ? Arbeitsbeginn 6:00 Uhr und "offenes Arbeitsende" sind schwer mit der Familie unter einen Hut zu bekommen..
Zur 2. Frage: gibt es keine Antwort, da ich es immer liebte in die diversen Haushalte zu kommen. Mich auf jeden Patienten und sein Umfeld neu einzustellen. Flexibel zu sein, auch mal zu improvisieren - und es so akzeptieren wie es dort jeweils ist und nicht die Patienten und ihre Lebensumstände/-Verhältnisse ändern zu wollen.
Warum arbeite ich jetzt nicht mehr in der ambulanten Pflege ? Es ist unattraktiv von den Arbeitszeiten her - und auch vom Gehalt her. Mir sind meine Familie/Kinder wichtiger als eine 1A-Leistung, volle Flexibilität und dauernde Bereitschaft für den Arbeitgeber...
Lg, Lama
Re: Umfrage zur ambulanten Pflege
Verfasst:
Do 14.12.2017, 11:46
von Pawian
Jetzt melde ich mich mal als Arbeitgeber in der ambulanten Pflege zu Wort:
In meinem Pflegedienst zahle ich meinen Mitarbeitern Zuschläge. Auch achten wir auf möglichst Familiengerechte Dienste, sofern nicht andere Gründe dagegen Sprechen, sowie Erfahrende dies auch schon geschildert hat. Nach Möglichkeit Planen wir wenig "Geteilte Dienste"
Unser Pflegedienst arbeitet nicht mit einer mobilen Datenerfassung. In der Planung wird den MA hier genügend Freiraum gelassen um gründlich zu Pflegen. Allerdings beschleicht mich manchmal das Gefühl das einige MA dies auch gern ausnutzen... aber das ist ein anderes Thema.
Zur Bezahlung der Mitarbeiter: einen kleinen oder auch mittleren privaten Pflegedienst sind oftmals die Hände gebunden seine Mitarbeiter nach Tarif zu bezahlen, da dieser nur einen gewissen Satz nach erbrachter Leistung bekommt. Daher Vergütung nach Leistung entsprechend der Leistungsnachweise!!!
Aber das positive der ambulanten Pflege wurde ja hier schon erläutert, was ich unterschreibe. Ist es denn nicht auch schön in einem kleineren Kreis zusammen zu arbeiten als in einem großen Klinikapparat?!