Seite 1 von 1
Arbeitsbedingungen für Assistenzärzte
Verfasst:
Do 06.10.2011, 11:42
von Jan
Hallo,
ich bin demnächst mit dem Medizin-Studium fertig und werde dann irgendwann im nächsten Jahr hoffentlich meine Zeit als Assistenzarzt beginnen. Mit welchen Arbeitsbedingungen muss ich dann ungefähr rechnen. Also wie viele Arbeitsstunden pro Woche, Pflicht-Überstunden, Wochenenddienste, 24-Stunden-Schichten etc.
Gibt es dafür Richtwerte oder handhabt das jede Klinik verschieden?
Grüße
Jan
Re: Arbeitsbedingungen für Assistenzärzte
Verfasst:
Fr 07.10.2011, 09:20
von Felix
Hallo Jan,
also auf 60-Stunden Wochen solltest Du Dich schon einstellen. Genieß mal lieber noch die Studentenzeit, danach wird es definitiv zunächst einmal ziemlich hart. Gerade die ersten Monate sind dann echt stressig. Da muss man sich erst einmal an den Klinikalltag gewöhnen, noch viel lernen und hat dann noch relativ wenig Freizeit. Und so üppig ist der Verdienst als Assistenzarzt dann auch noch nicht.
Naja, man gewöhnt sich mit der Zeit dran...
Felix
Re: Arbeitsbedingungen für Assistenzärzte
Verfasst:
Di 16.10.2012, 11:42
von moritz
Da kann ich meinem Vorredner nur zustimmen. Gerade die ersten Wochen waren bei mir richtig anstrengend. Auch weil es einfach eine Umstellung ist vom Studenten- ins Berufsleben. Aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich dran und kommt dann auch irgendwann in einen Trott, so dass es man es gar nicht mehr merkt, dass man die meisten Tage und Nächte in der Klinik verbringt
Solange man nette Kollegen hat, geht das auf jeden Fall problemlos. Bin nur gespannt, ob ich das nach ein, zwei Jahren auch noch sagen kann, oder ob dann irgendwann der Burnout kommt...
Moritz
Re: Arbeitsbedingungen für Assistenzärzte
Verfasst:
Mi 07.11.2012, 22:58
von Frodo
Kommt ganz auf die aktuelle personelle Situation in der Klinik an. Sind viele Ärzte krank oder Stellen unbesetzt, dann merkt man das sofort. Letzten Monat habe ich im Schnitt 70 Stunden die Woche gearbeitet, im Sommer war es aber auch eher weniger so ca. 50 Stunden pro Woche. Auf jeden Fall ist es stressiger als das Studium
(aber Arzt ist ja eh einer der härtesten Berufe, die es gibt - zumindest in Deutschland...)
Frodo
Re: Arbeitsbedingungen für Assistenzärzte
Verfasst:
Do 12.09.2013, 10:44
von Doc Spandel
Hallo zusammen,
also die ganzen Horrorzahlen mit was weiß ich wieviel Stunden Arbeitszeit pro Woche, die da oft in der Presse herumgeistern, sind bei uns in der Klinik noch nie vorgekommen. Ich kenne hier keinen Arzt, der mehr als 40 Stunden pro Woche arbeitet. Wenn man zu Überstunden gezwungen wird, dann ist die Klinik einfach schlecht organisiert. Bei uns werden kranke Kollegen durch Honorarärzte temporär ersetzt, das funktioniert richtig gut.
Am besten so ein Thema gleich beim Einstellungsgespräch ansprechen, damit später nicht das böse Erwachen kommt.
Doc Spandel
Re: Arbeitsbedingungen für Assistenzärzte
Verfasst:
Fr 17.01.2014, 13:06
von Gast
Doc Spandel hat geschrieben:Bei uns werden kranke Kollegen durch Honorarärzte temporär ersetzt, das funktioniert richtig gut.
Aber wenn ein Kollege mal nur für eine Woche ungeplant ausfällt, da bekommt die Klinik doch nicht unbedingt so schnell einen Honorararzt. Gerade wenn es sich um nicht so verbreitete Fachgebiete handelt, dann müssen meiner Erfahrung nach immer die Kollegen Überstunden schieben. Ich kenne das nur so, dass Honorarärzte bei einem längeren Ausfall (so ab ca. 1 Monat) genommen werden.
Re: Arbeitsbedingungen für Assistenzärzte
Verfasst:
Mo 27.02.2017, 13:59
von Assi2017
Hallo,
also das differiert doch stark und ich empfehle dringend, sich vor Beginn der Berufstätigkeit mit der allgemeinen Frage, was man möchte, auseinanderzusetzen. Es gibt viele Kliniken und Fachgebiete, in denen wie oben geschildert 60 Std. die Woche Routine sind. Ich kenne das aus meinem Berufsalltag nicht, ich habe die Assistenten in Bewerbungsgesprächen auch immer danach gefragt. Arbeitsrechtlich sind solche Bedingungen auch keinenfalls haltbar. Wenn man mit 35 Jahren Chefarzt sein will, muss man da vermutlich durch. Wenn nicht sollte man in der Regel nicht deutlich mehr (vlt 2h/Woche) als die Arbeitszeit im Arbeitsvertrag (40,42 oder 46h) arbeiten. Es gibt allerdings viele ärztliche Kollegen, die sich weder über ihre Rechte im klaren sind, geschweige denn bereit sind diese durchzusetzen. Mehr als 60h pro Woche sind !!inklusive Bereitschaftszeiten!! nach EU-Recht nicht zulässig.
MfG
Re: Arbeitsbedingungen für Assistenzärzte
Verfasst:
Mo 13.03.2017, 08:59
von Gast
Hallo,
ich weiß ja nicht in welchen Kliniken sie alle bisher gearbeitet haben. Von wegen man könne sich als Assistenzarzt gegen Überstunden wehren. Ich habe dies einmal über den Marburger Bund gemacht, da es persönliche Gespräche nicht gab. Schließlich fand man, da ich noch in der Probezeit war natürlich einen Grund mich zu kündigen. Ich persönlich habe nur im AiP, dass kennt Ihr wahrscheinlich gar nicht mehr, eine faire und gute Weiterbildung erfahren. In einem ganz tollen Team. Nicht falsch verstehen, ich liebe meinen Beruf, aber macht euch nicht vor, dass Ihr irgendwelche Rechte hättet, welche durchsetzbar wären.
MfG